Handelsverband Wohnen und Büro e.V. 21.01.2021

Konjunktur im Möbel- und Küchenhandel im grünen Bereich

Auf der gemeinsamem Jahrespressekonferenz mit der Möbelindustrie, der Messe Köln und dem Handelsverband Wohnen und Büro e.V. wurden die aktuellen Zahlen des Jahres 2020 bekannt gegeben. Trotz der widrigen Umstände blickt der Möbelhandel auf ein erfolgreiches Jahr zurück.

Handelsverband Büro und Schreibkultur
Handelsverband Büro und Schreibkultur

Der Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandel wird aller Voraussicht trotz Corona im Jahr 2020 den Umsatz des Vorjahrs mit rund 34,5 Milliarden Euro Jahresbruttoumsatz leicht übertreffen. Dies ergibt sich aus Hochrechnungen auf Basis der ersten zehn Monate 2020 nach Werten des BVDM in Abstimmung mit dem IFH Köln. Für 2021 erwartet der Handelsverband Möbel und Küchen (BVDM) eine relativ stabile Nachfrage, die vom weiteren Pandemiegeschehen abhängt.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland sind bekanntermaßen für den Handel seit dem ersten Lockdown im März 2020 unberechenbar: Die Beschäftigungsquote ist mit Beginn des Lockdowns gesunken (im April 402.000 Erwerbstätige weniger als im Vormonat) und das Bruttoinlandsprodukt des zweiten Quartals 2020 im Vergleich zum Vorquartal um 9,8 Prozentpunkte eingebrochen. Das Instrument der Kurzzeitarbeit, die stabile Lage der Neubaubranche und Trends wie Cocooning, Homing und Homeoffice waren 2020 und jetzt eine wichtige Stütze für die Möbelbranche. Allem Anschein nach schließt der Möbel-, Einrichtungs- und Küchenfachhandel 2020 mit einem leichten Plus im Vergleich zum Vorjahr ab.
Die deutsche Wirtschaft erholte sich im Sommer wieder deutlich, nachdem sie im ersten Halbjahr 2020 im Rekordtempo geschrumpft war. Aufgrund des damit einhergehend erheblichen Arbeitsausfalls in den meisten Betrieben arbeiteten im April/Mai rund 6 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Kurzarbeit. In den Sommermonaten Juli/August lag diese Zahl bei rund 2,5 bis 3 Millionen und von September bis November bei durchgängig rund zwei Millionen Kurzarbeitern. Auch im Handel wurde dieses Instrument angewandt und konnte somit einen massiven Stellenabbau verhindern.

Angesichts der zweiten Infektionswelle im Herbst/Winter 2020, der damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen und dem in großen Teilen ausgefallenen Weihnachtsgeschäft wird die Wirtschaftsentwicklung im Schlussquartal erneut nachgegeben haben. Der Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr unterstreicht diese Tendenz.

Gesamtsituation im stationären Handel
Durch den Lockdown im März/April 2020 durften die Geschäfte nicht mehr öffnen und konnten somit keinen stationären Umsatz generieren. Stöbern, sich inspirieren lassen, das Testen und Erleben der Ware in den Ladengeschäften war für den Verbraucher nicht mehr möglich. Erst als im Mai die Geschäfte wieder langsam öffneten, waren die Konsumenten zunächst verunsichert und zurückhaltend. Der Gedanke, dass diese vermehrt in den Onlinehandel abwandern würden lag nah. Fakt ist, dass die Kunden einen großen Nachholbedarf verspürten und der Umsatzrückgang, der im Frühjahr bei rund 30 bis 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr lag, über den Sommer hinweg wieder aufgeholt werden konnte. Da die Bevölkerung zum großen Teil nur eingeschränkt oder überhaupt nicht in den Urlaub fahren konnte, stand entsprechendes Budget zur Verfügung, um größere Anschaffungen im Bereich Küche und Wohnmöbel zu tätigen. Trends wie Cocooning und das Arbeiten in den eigenen vier Wänden verstärkten diesen Effekt. Hinzu kommt, dass für den Verbraucher Themen wie Nachhaltigkeit, Qualität, natürliche Materialien und Langlebigkeit zunehmend kaufentscheidende Argumente sind, die einen höheren Anschaffungspreis legitimieren. Gerade bei hochpreisigen Gütern hat sich die zeitlich begrenzte Senkung der Mehrwertsteuer positiv auf die Kaufentscheidung ausgewirkt.

Diese Trends, die erhöhte Verweildauer im Eigenheim, die Verlagerung des Budgets vom Tourismus zur Einrichtung und die staatlichen Hilfsmaßnahmen wirkten sich äußerst positiv auf die Möbelbranche aus. Der Möbelhandel hat im letzten Jahr „Ups and Downs“ erfahren, die sich im Vergleich mit dem Vorjahr annähernd nivelliert haben. Es konnte ein Umsatzwachstum von rund einem Prozent generiert werden. Dem stehen allerdings erhöhte Kosten, bspw. erhöhte Logistikausgaben (Stichwort: Lieferengpässe), entgegen. Somit ist der Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandel weder Gewinner noch Verlierer des Coronajahres.

Onlinehandel allgemein
Das Onlinevolumen im deutschen Handel wird laut IFH im Jahr 2020 zwischen 80 und 88 Milliarden Euro betragen, womit das Wachstum sich im Vergleich zum Vorjahr mindestens verdoppelt hat. Der Onlineanteil am Einzelhandelsumsatz wird 2024 laut IFH somit in der Trendrechnung bei 16,5 Prozent liegen und kann bei zunehmender Dynamik bis auf 19,4 Prozent ansteigen. Die Ausprägung in den einzelnen Branchen unterscheidet sich hierbei. Der Onlinehandel ist klarer Profiteur der Coronakrise ist.

Neben dem reinen Onlineversandhandel hat auch „Click & Collect“ zugelegt. Ein wichtiger Grund ist die Flexibilität bei der Abholung der Ware und auch die Möglichkeit mit anderen Einkäufen die Abholung zu verbinden. Zudem entfallen hier die Versand-/Speditionskosten, der Kunde kann seine Ware direkt mitnehmen. Laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH) haben bereits im Jahr 2018 die Hälfte der „Click & Collect“–Nutzer zwei- bis fünfmal auf diese Weise eingekauft. Dieser Trend ist während der Schließung der Geschäfte verstärkt worden.
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