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Saturday, 26. April 2025
Handelsverband Wohnen und Büro 08.04.2025
Zölle, Krisen, Kostendruck: Der deutsche Handel steht unter wachsendem geopolitischem Druck – insbesondere in den Bereichen Bürobedarf, Bürotechnik und Möbel. Christian Haeser, Geschäftsführer des Handelsverbands Wohnen und Büro e.V., ordnet im PBS Report-Interview die möglichen Auswirkungen einer verschärften US-Handelspolitik ein, benennt strukturelle Schwächen in der Beschaffungslogistik und fordert konkrete politische Maßnahmen. Für ihn ist klar: Der mittelständische Fachhandel braucht mehr Resilienz – und deutlich weniger Bürokratie.
Herr Haeser, angesichts drohender Handelsbarrieren durch Trumps „America-First“–Politik: Wie stark gefährden mögliche US-Zölle nicht nur die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Hersteller, sondern auch die Absatz- und Ertragssituation des deutschen Fachhandels – insbesondere in den Bereichen PBS, Büromöbel und Technikprodukte?
Christian Haeser: Mögliche US-Zölle können für deutsche Hersteller durchaus eine Belastung darstellen, da sie deren Produkte im US-Markt verteuern und die internationale Wettbewerbsfähigkeit schwächen können. Für den deutschen Fachhandel würde sich dies meines Erachtens indirekt auswirken, etwa durch steigende Einkaufspreise oder eingeschränkte Verfügbarkeit von Markenprodukten mit transatlantischen Komponenten. Im PBS-Bereich könnte die Betroffenheit tendenziell geringer sein, da hier viele Produkte aus Asien oder Europa stammen. Insgesamt wird die Lage auch davon abhängen, wie schnell sich Lieferketten anpassen lassen und ob alternative Bezugsquellen erschlossen werden können.
Die deutschen Anbieter von Bürotechnik und Bürobedarf sind stark in globale Lieferketten eingebunden. Welche strukturellen Schwächen sehen Sie aktuell in der Beschaffungslogistik der Branche – und wie kann der Fachhandel darauf strategisch reagieren, um künftig resilienter zu agieren?
Christian Haeser: Störungen wie Hafenstaus, Produktionsausfälle oder geopolitische Spannungen könnten auch den Fachhandel direkt betreffen. Um resilienter zu werden, sollte der Fachhandel die Diversifikation von Lieferanten vorantreiben und Partnerschaften mit europäischen Herstellern oder Importeuren ausbauen.
Nicht zuletzt durch gestiegene Rohstoffpreise und Logistikkosten steht der Fachhandel unter Druck. Welche konkreten Maßnahmen fordern Sie von der künftigen Bundesregierung oder EU, um dem mittelständischen Fachhandel in der PBS- und Bürobranche in diesem geopolitischen Umfeld gezielt zu helfen – etwa durch Entlastungen, Förderprogramme oder politische Handelsinitiativen?
Christian Haeser: Der Fachhandel braucht gezielte Unterstützung, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Beispielsweise könnten Förderprogramme zur Digitalisierung, um Logistik und Beschaffung effizienter zu gestalten, sinnvoll sein. Die Politik muss darauf achten, den Fachhandel als Rückgrat der Versorgung und Nahversorgung in einer zunehmend volatilen Weltlage zu stärken.
Darüber hinaus ist eine konsequente Entbürokratisierung dringend notwendig. Gerade kleine und mittelständische Unternehmen leiden unter einem stetig wachsenden Verwaltungsaufwand, der Ressourcen bindet, die an anderer Stelle – etwa für Innovation, Kundenservice oder Fachkräftegewinnung – dringender gebraucht würden. Eine Vereinfachung von Berichtspflichten, Genehmigungsverfahren und Förderzugängen würde nicht nur Zeit und Kosten sparen, sondern auch die Anpassungsfähigkeit und Resilienz des Fachhandels im internationalen Wettbewerb stärken.
Zölle wirken meist doppelt – sie bremsen den Handel auf beiden Seiten. Wen treffen mögliche neue US-Zölle Ihrer Einschätzung nach kurzfristig härter: den deutschen bzw. europäischen Fachhandel oder den US-amerikanischen Handel selbst – und warum?
Christian Haeser: Kurzfristig dürften deutsche und europäische Unternehmen stärker betroffen sein, da sie ihre Exporte in die USA oft nur schwer ersetzen können. Des Weiteren könnten die Zölle für den deutschen & europäischen Fachhandel höhere Einkaufspreise oder geringere Verfügbarkeit bedeuten. Langfristig könnten jedoch auch US-Händler und Verbraucher deutlich unter den Preissteigerungen leiden v.a. dann sollte die EU mit Gegenzöllen reagieren, da sie vielfach auf Importe aus Europa angewiesen sind, etwa bei hochwertigen Produkten. Letztlich ist das eine lose-lose-Situation: Handel lebt von Offenheit und gegenseitigem Zugang zu Märkten. Zölle unterbrechen etablierte Beziehungen und erschweren das Geschäft auf beiden Seiten.
Herr Haeser, vielen Dank für Ihre aktuelle Einschätzung zur weltpolitischen Lage und den daraus resultierenden Herausforderungen für den Handel.
hwb.online