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PBS Report Nachhaltigkeitsausgabe 13.04.2021

Nachhaltigkeit im Handel

Die Digitalisierung schreitet weiter voran, E-Commerce und KI treiben die Manager um. Doch nach überstandener Pandemie wird kein Thema den Einzelhandel weiter so stark beherrschen wie die Nachhaltigkeit. Wir befragten dazu in der aktuellen Ausgabe die Nachhaltigkeitscoachin Cornelia Schambeck.

Cornelia Schambeck, Nachhaltigkeitscoachin
Cornelia Schambeck, Nachhaltigkeitscoachin

Wie „grün“ ist der PBS-Handel heute schon bzw warum ist es sinnvoll, im Einzelhandel Nachhaltigkeit umzusetzen?
Schambeck: „Grün“ – also umweltfreundlich ist nur ein kleiner Teil des großen Bereiches Nachhaltigkeit. Darunter fallen zum Beispiel alle Themen zum Materialeinsatz oder Energieverbrauch. Am prominentesten sind hier derzeit Mikroplastik und seit März die neuen Energielabels. Nachhaltigkeit umfasst aber viel mehr.

Während die Ladengeschäfte auf Plastiktüten verzichten, stehen die Versandhändler vor einem viel größeren Problem – das Verpackungsmaterial. Was kann der Händler im Einzelnen tun?
Schambeck: Das ist derzeitig ein sehr schwieriges und komplexes Thema, bei dem wir noch lange nicht am Ende sind. Da das Thema Mikroplastik ein schier nicht zu fassendes und zu lösendes Problem ist, erleben wir derzeit bei vielen Kunden die Reaktion, dass zum Polstern der Ware kein Plastik mehr verwendet werden sollte. Grundsätzlich Kartonage einzusetzen, diese wiederzuverwerten, zu sammeln und wiederaufzuarbeiten ist auch der richtige Kreislaufgedanke, der in unseren Umweltgesetzen auch verankert wurde. Beim Polstermaterial wird es schon schwieriger. Es gibt derzeit eine schier nicht zu überblickende Anzahl an verschiedenen Möglichkeiten.

Bei der Entscheidung, ob Papier oder Plastik, muss der Kreislaufgedanke im Mittelpunkt stehen. Papier lässt sich recyceln, benötigt dazu aber deutlich mehr Energie als Plastik. Und Plastik ist ja reichlich vorhanden, vor allem sollte es wiederverwendet werden, um nicht als Mikroplastik zu enden. Allerdings ist Plastik nicht gleich Plastik und nur wenige Kunststoffe eignen sich wirklich für eine ordnungsgemäße Sammlung und Wiederverwertung.

Grundsätzlich sollte man den Hebel, den Versandhändler haben, nicht unterschätzen. Es ist wirklich wichtig, dass gerade sie sich verantwortungsvoll mit dem Thema der Verpackung auseinandersetzen.

Welche Umweltlabels sind bei den Verbrauchern bereits angekommen und welche sind aus Ihrer Sicht von Bedeutung?
Schambeck: Der Blaue Engel, der lange Zeit nur mäßig beachtet wurde, wird immer prominenter. Wir sehen ihn auch auf immer mehr Verpackungen. Er ist auch in den öffentlichen Verwaltungen ein Synonym für Umweltkennzeichen und aufgrund aller Auflagen, die öffentliche Beschaffer inzwischen haben, wichtig. PEFC und FSC sind wichtig, denn sie stehen für eine kontrollierte Waldwirtschaft und wir dürfen einfach nicht vergessen, dass weltweit immer noch sehr viel illegal und unkontrolliert eingeschlagen wird. Insofern ist das ein wichtiger Umweltschutzbeitrag. Und inzwischen fast schon ein Muss, perspektivisch absolutes Muss, ist die Klimaneutralstellung, die über Logos kommuniziert wird. Diese vier Kennzeichnungen sind für mich die wichtigsten, die aber auch der Verbraucher unbedingt verstehen und einfordern sollte.

Laut einer YouGov-Umfrage stellen Instagram- und Snapchat-Nutzer aktuelle Trends und Marken z.B. beim Kleidungskauf über ökologische Kriterien. Wie sensibel sind Kunden beim Preis, wenn es um nachhaltige Büroprodukte geht?
Schambeck: Das ist leider die alte und immer gleiche Frage, und wirklich schlauer sind wir derzeit immer noch nicht. Wir erleben gerade auch mit Corona, dass wir die regionalen Anbieter aller Waren und Dienstleistungen unbedingt stärken müssen. Und die alten Vorurteile, dass nachhaltig produzierte Waren zwangsläufig teuerer sein müssen, bestehen ohne echte Grundlagen.
Ganz grundsätzlich haben wir das Problem, dass wir ausreichend Umweltregelungen inzwischen haben, ob als Green Deal auf Europaebene oder als Umweltgesetze in Deutschland und in den einzelnen Bundesländern, die Inhalte den wenigsten aber bekannt sind. Trotz der verbindlichen Regelungen trauen sich die Regierungen nicht, klare Worte zu sprechen. Es kann und darf nicht sein, dass Produkte, die mit Kinderarbeit oder gegen jegliche Umweltauflagen verstoßend gefertigt werden, nur um hier billig angeboten zu werden. Das Verbraucherverhalten muss sich hier ändern, auch verbunden mit der Erkenntnis: weniger ist mehr. Unser lange gehegtes Konsumdenken ist nicht mehr state of the Art.

Große Unternehmen veröffentlichen regelmäßig ihre Nachhaltigkeitsberichte und sprechen über ihre „Corporate Social Responsibility“. Welche Maßnahmen kann der kleine und mittelständische PBS-Handel hier sinnvoll umsetzbar?
Schambeck: Die Corporate Social Responsibility hat Im Grunde jedes Unternehmen, unabhängig von der Größe. Kleineren Unternehmen kann ich nicht unbedingt einen Nachhaltigkeitsbericht empfehlen, denn der Aufwand ist hier meiner Einschätzung nach zu hoch. Allerdings ist dieses Thema im Handel seit langer Zeit bekannt unter dem Stichwort „ehrbarer Kaufmann“. Das sagt uns schon viel deutlicher, worum es gehen sollte: faire Geschäftspraktiken für Lieferanten, Mitarbeiter und Kunden unter Berücksichtigung der Umwelt. Das Thema ist gerade durch Corona nochmals wichtiger geworden.

Welche Auswirkungen hat das neue Lieferkettengesetz auf den Handel?
Schambeck: Langfristig ist das der absolut richtige Weg. Nur über ein – wenn auch fürs erste erzwungenes – Interesse an der Lieferkette wird sich weltweit eine Verbesserung etablieren. Und zusätzlich werden wir die jetzt bereits gewonnenen Corona-bedingten Erkenntnisse, dass gute Lieferantenbeziehungen in möglichst regional überschaubaren Räumen viel sicherer sind. Fürs erste bedeutet es aber mehr Arbeit, ein „Hineinfinden“ in das Thema.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher im Bereich Nachhaltigkeit gesammelt?
Schambeck: Ich habe über 20 Jahre dieses Thema im Bürobedarf aufgebaut und mir hier ein sehr tiefes und breites Wissen erworben. Anfangs wurde ich von der Uni Göttingen begleitet. Dabei habe ich gelernt, dass Teamdiskussionen sehr wichtig sind, um alle Beteiligten mitzunehmen. In dieser Zeit durfte ich ebenfalls erleben, dass die Nachhaltigkeit, deren Notwendigkeit schon 1992 auf dem UN Klimagipfel in Rio manifestiert wurde, endlich in die Umsetzungsphase gelangte. Eine weitere wichtige Erkenntnis war, dass für eine erfolgreiche Umsetzung, die Haltung der Geschäftsleitung extrem wichtig ist. Ich weiß heute, wie eine zielgerichtete Integration im Betrieb funktionieren muss.

Wir müssen uns darüber bewußt werden, dass wir unser bisher geübtes Konsumverhalten schnellstens gegen ein verantwortungsbewußtes, klimaschonendes Verhalten eintauschen müssen, gepaart mit Verzicht. Das Klima wartet nicht. Wir haben nur noch eine kurze Zeitspanne zu Verfügung und die sollten wir alle so effektiv und schnell wie möglich nutzen.

Welche Bedeutung hat für Sie persönlich das Thema Umweltschutz?
Schambeck: Umweltschutz und Nachhaltigkeit prägten mein gesamtes Leben. Ich bin sehr ländlich aufgewachsen und habe in meiner Kindheit schon ein breites Wissen über die Natur aufbauen können. Im Rahmen meines Studiums zum Lehramt für berufliche Schulen mit den Fächern Landwirtschaft und Sozialkunde wurde mir ein sehr breites Fundament an landwirtschaftlichem und ökologischen Wissen gepaart mit Wirtschaftspolitik vermittelt. Tief im Detail zu sein und dennoch nie den Blick auf das Gesamte zu verlieren, diese Grundlage der ganzheitlichen Sicht begleitet mich bis heute. Nebenbei betreibe ich mein eigene kleine Nebenerwerbs-Bio-Landwirtschaft. Dadurch kenne ich die Themen der Regionalität und Vermarktung sehr gut und weiß aus eigener Erfahrung, dass man ständig neue Wege suchen muss. Es ist für mich aber auch verbunden mit einem hohen Maß an Verantwortung für die Natur, deren dramatische Veränderung ich schon lange sehe und spüre.
2018 habe ich die Ausbildung zur CSR-Managerin IHK absolviert, die mir aufgezeigt hat, wie vielfältig die Aufgaben und Lösungen im Bereich des Nachhaltigkeitsmanagements sind. Meine Leidenschaft fürs nachhaltige Leben habe ich inzwischen zum Beruf gemacht. Ich begleite heute als unabhängiger Nachhaltigkeitscoach Handel und Industrie bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit-Themen.

Cornelia Schambeck, Nachhaltigkeitscoachin – Schambeck Consulting. Kontakt über E-Mail: cornelia(at)schambeck-consulting.de