Es scheint wie ein Silberstreif am Horizont zu sein: die PBS-Ladengeschäfte blühen wieder auf in 1a-Lagen. Anfang August eröffnete die erste Filiale von Magazin Schreiben, Basteln, Schenken im hessischen Melsungen. Zwei weitere folgten nur wenige Wochen später in Hofgeismar und Baunatal.

Der Name ist Programm: Das Sortiment im Magazin, so der Kurzname der Geschäfte, umfasst Geschenkartikel, Papeterie, Schul-, Büro- und Bastelbedarf, Kreativsortimente sowie Glückwunschkarten. Letztere waren auch der Auslöser für die Gründung der SBS-Ladengeschäfte. Filialmanagerin der Betreiberfima mit Sitz in Essen ist Nicole Hafner. Sie ist gleichzeitig Geschäftsführerin der Firma Finelinecard, die ein umfangreiches Grußkarten-Sortiment für den Großhandel bereithält. Finelinecard wiederum gehört als 100-prozentige Tochter zum Weber Glückwunschkartenverlag in Essen, ein wichtiger Papeterie-Lieferant im Fachhandel und Lebensmittelmarkt. Ursprünglich planten die Initiatoren die Übernahme einer bestehenden Schreibwaren-Filialkette in Hessen. „Das hat sich allerdings im Rahmen eines Insolvenzverfahrens zerschlagen. Wir haben dann entschieden, mit den Ladengeschäfte in Eigenregie in Städten ab 14 000 Einwohner an den Start zu gehen.“ Das Konzept, wichtige Marktdaten und Informationen zu den nordhessischen Orten habe ja bereits in der Schublade gelegen. „Dadurch hatten wir schon einmal das Gespür dafür, welches Potenzial vor uns liegt.“ Die entsprechenden Lokalitäten in besten Lagen – beispielsweise in der Fußgängerzone Hofgeismar – waren schnell gefunden, „da Leerstände in den Innenstädten leider ein großes Thema ist.“

Nicole Hafner hat, bevor sie in das Glückwunschkarten-Business einstieg, selbst Erfahrungen im PBS-Facheinzelhandel sammeln können: „Ich hatte selbst zwei Geschäfte in ähnlichen Lagen und weiß somit um so manche Sorge, die Einzelhändler bewegen.“ Auf dieses Kow-how kann die 43-Jährige heute zurückgreifen. Des weiteren wurde das PBS-„Start-up“ hinsichtlich der Sortimentsgestaltung von der Askania GmbH in Recklinghausen beraten. „So konnten wir uns ganz auf die Renovierung der Ladenlokale und auf die Lieferantensuche konzentrieren“, berichtet Nicole Hafner. Bei der Suche nach passenden Ladengeschäften schaute sich die Branchenkennerin aus Kalkar aber nicht nur nach den passenden Standorten um, sondern legte ihr besonderes Augenmerk auf das Fachpersonal. „In Hofgeismar konnten wir Margrit Immke gewinnen, die beispielsweise selbst ein Schreibwarenfachgeschäft geführt hat und natürlich die Menschen und Gegebenheiten vor Ort kennt.“ Bei den anderen Filialen wurden die Mitarbeiterinnen des insolventen Unternehmens übernommen oder „auch aus einer Langzeitarbeitslosigkeit eingestellt. Diese Mitarbeiter zeigen ein bemerkenswertes Engagement und Dankbarkeit, was unserem Unternehmen nur guttun kann.“ Auch wenn in Hofgeismar nur wenige hundert Meter weiter ein anderes Ladengeschäft mit Papeterieartikeln existiert – mit Schwerpunkt auf Kreativsortimenten – sagt Nicole Hafner weiter: „Wir scheuen die Konkurrenz nicht, aber wir passen unser Angebot den vorhandenen Einzelhandelsstrukturen an. Es ist für alle von Vorteil den Mitbewerb im Auge zu behalten, als eine Konkurrenz darzustellen. Deshalb gibt es im Magazin 2 in Hofgeismar kein Bastelbedarf.“ Auch das verleihe den einzelnen Filialen eine ganz persönliche Note. Einzig das verlagseigene Angebot mit den Glückwunschkarten gilt überall als gesetzt und werde sicher nicht durch andere Verlagsangebote ergänzt. Die Ladengeschäfte, die übrigens die Nummerierung entsprechend ihrer Eröffnung tragen, sollen auch künftig den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. „Jeder Standort mit jeweils rund 120 Quadratmetern ist unterschiedlich, soll aber ein helles und modernes Erscheinungsbild erhalten.“

Bei jeder Filialeröffnung investiert SBS nach Angaben von Nicole Hafner mindestens einen mittleren fünfstelligen Betrag. „Wir sind davon überzeugt, dass moderne Konzepte wie das ‚Magazin‘ auch in Bestandsimmobilien erfolgreich möglich sind. Das geht natürlich nicht, ohne Geld in die Hand zu nehmen.“ Ganz ohne Zeitdruck seien binnen eines Jahres weitere Filialeröffnungen geplant. Die Gespräche laufen bereits. „Wir breiten uns entlang der A44 aus bis Richtung Essen“, lacht Nicole Hafner.

Gesteuert werden die Filialen zwar von dort aus, entscheidend für den Erfolg vor Ort seien allerdings die Mitarbeiter. „Natürlich erhoffen wir uns Umsätze, aber nicht um jeden Preis“, erklärt Hafner. Schule und Rauchwaren beispielsweise passen ihrer Meinung nach überhaupt nicht zusammen, „auch wenn es von der Kundschaft oft erfragt wird.“ Vielmehr konzentriere sich das Magazin auf die Spontankäufer. Deshalb verändert sich das Sortiment und Erscheinungsbild permanent. „Wir rechnen mit 85 Prozent Stammkundschaft. Diese flanieren alle 14 Tage durch die Fußgängerzone und wollen nicht immer das gleiche Angebot erleben.“ Um bei den Kunden eine Begehrlichkeit zu wecken, greift die Geschäftsführerin bei Geschenkartikeln auf viele Lieferanten zurück. „Die Investition an Zeit ist am Anfang immens“, weiß Nicole Hafner. Sie weiß die Menschen in ihrem Umfeld zu begeistern und „wenn der Kunden diese Emotionen spürt und mit Umsatz belohnt, dann ist das am Ende des Tages unser schönstes Geschenk.“

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