Seit einem Jahrhundert in Frauenhänden

Ein gutes Team: die beiden Mitarbeiterinnen Katy Langer und Luisa Rother mit Geschäftsführerin Anke Krause. (v.l.n.r.)
Ein gutes Team: die beiden Mitarbeiterinnen Katy Langer und Luisa Rother mit Geschäftsführerin Anke Krause. (v.l.n.r.)

In der malerischen Bergstadt Freiberg treffen sich Moderne und Tradition: Mit viel Liebe zum Detail leitet Anke Krause dort das historische Schreibwarenfachgeschäft Steyer. Der PBS Report wählte sie zur Händlerin des Monats.

Voller Stolz kann das Team von Schreibwaren Steyer auf eine erfolgreiche Historie zurückblicken. Durch den Um- und Wiederaufbau ist das Geschäft mittlerweile zu einem kleinen touristischen Ziel geworden. Bereits im Jahr 1870 begann die Erfolgstory des im sächsischen Freiberg ansässigen Schreibwarenfachgeschäfts. Zu dieser Zeit erwarb Richard Lorenz die seit 1839 ansässige Geschäftsbücherfabrik mit Papierhandel. Sechs Jahre später erfolgte ein großzügiger Umbau des Ladengeschäfts. Serpentintafeln, Eisensäulen und eine Galerie gaben dem Geschäft eine einzigartige Prägung.

In der Folge führte Arno Wöhler die Firma und begründete zusätzlich eine Buchbinderei. Am 1. Oktober 1909 erwarb der Kaufmann Hermann Dettler das Papier- und Lederwarengeschäft mit Buchbinderei und Geschäftsbücherfabrikation. Seine Ehefrau Frieda kümmerte sich um den Verkauf im Ladengeschäft, während der rührige Geschäftsmann stets um neue Kunden und die Erweiterung seines Unternehmens bemüht war. Das Ladengeschäft am Obermarkt entwickelte sich unter der Leitung von Frieda Dettler mit einem breiten Angebotsspektrum an Papier- und Schreibwaren, Zeichenbedarf, Schulbüchern, Drucksachen, Ansichtskarten, Schreibmappen und Alben und wurde schließlich zur ersten Adresse der Bergstadt Freiberg. Sohn Rudolf und seine Ehefrau Doralies traten in den 30er-Jahren in das Geschäft ein und unterstützten die Eltern.

Zwar hatte die Firma die schweren Kriegsjahre überstanden, doch unter den neuen Machthabern folgte rasch das Aus.

Die Geschäftsbücherfabrik wurde enteignet. Frieda Dettler führte jedoch in dem Haus, das ihr nicht mehr gehörte, das Ladengeschäft weiter. 1950 übertrug sie ihrer Schwiegertochter Doralies – der Sohn Rudolf war im Krieg gefallen – die Geschäftsleitung. Ab 1956 nutzte die sowjetische Handelsorganisation das Geschäft als HO-Bürobedarf. Nach der Wende bemühten sich die Enkel von Hermann Dettler um die Rückübertragung seines Eigentums. Das schöne Haus am Obermarkt ist nun wieder im Familienbesitz, wurde aufwändig und denkmalgerecht saniert und die Verkaufsfläche vergrößert.

Der Tradition von Frieda Dettler folgend, eröffnete Karin Steyer, die Ehefrau des Dettler Enkels Claus, im Sommer 1991 ein Schreibwarengeschäft. Den Zeichen der Zeit folgend wurde bereits 1999 wieder in die Inneneinrichtung investiert. Gemeinsam mit der Firma Brühbach wählte man neue Möbel und Regalsysteme aus. Am 1. Juni 2009 übergab Karin Steyer die Geschäfte an ihre Tochter Anke Krause, welche bis dahin gemeinsam mit ihrer Mutter die Geschicke des Geschäftes lenkte. Um der Tradition vollends gerecht zu werden, legte man in diesem Jahr die 1876 eingebaute Galerie sowie die Kapitelle der Eisensäulen wieder frei.

Die hellen, offenen Räume des historischen Schreibwarengeschäfts laden zum Stöbern und Verweilen ein.
Die hellen, offenen Räume des historischen Schreibwarengeschäfts laden zum Stöbern und Verweilen ein.

Es entstand eine vollkommen neue und moderne Ladeneinrichtung, Beleuchtungs- und Heizungssysteme ließ man auch hier in ausgezeichneter Zusammenarbeit mit der Firma Brühbach entstehen. Das Geschäft bildet heute eine gelungene Kombination aus Tradition und zeitgemäßer Lebendigkeit. In einem Schaukasten an der Fassade ist beispielsweise ein Teil der Geschichte und einige Ausstellungsstücke zu sehen und nachzulesen.

Sicherlich ist das für viele Touristen ein Grund, nach dem Studium der Geschichte ins Ladeninnere zu kommen. Zu guter Letzt darf eine Besonderheit nicht unerwähnt bleiben: Seit die Urgroßmutter Frieda Dettler das Geschäft leitete, lag die Führung ausschließlich in Frauenhänden.


Konzept

Positionierung:
Bei Schreibwaren Steyer ist nicht nur der Kunde willkommen der ein teures Schreibgerät erwerben möchte. Bereits der Schulanfänger darf an einer echten (alten) Schulbank sein zukünftiges „Hauptarbeitsinstrument“ testen. Auch die Eltern werden entsprechend beraten. Diesen Service nehmen auch die zahlreichen Freiberger Studenten gerne an. Es gilt in jedem Fall keine 08/15 Lösungen anzubieten, sondern immer individuell zu beraten. Das gilt für Einladungen Verpackungen, Alben uvm.
Schreibwaren Steyer ist ein klassisches Schreibwarengeschäft ohne Zeitungen, Lotto oder Geschenke. Die zuverlässigen Mitarbeiter beraten kompetent und bieten erstklassigen Service.

Kurz-Beschreibung: Nicht der Preis macht bei Schreibwaren Steyer den Genuss, sondern das Wissen um die Qualität, die Einzigartigkeit des Produktes und der individuellen Erlebnissituation beim Einkauf. Sortimentsschwerpunkte:
  • Papeterie (Papyrus bis zum Freiberger Büttenpapier mit Wasserzeichen)
  • Schreibgeräte (von den Klassikern Feder und Tinte bis zum modernen und hochwertigen Füller)
  • Verpackungen
  • Kleinlederwaren (Etui, Schreibmappen, Schreibtischutensilien)
  • Karten
  • Alben
  • Soho (Small Office – Home Office)

Zielgruppe:
Bewusste Einkäufer, welche sich in der Kategorie „Kurz-Beschreibung“ wiederfinden.
Menschen mit Freude am Besonderen. Diese finden sich unter anderem als Student und als Lehrkörper in der TU Bergakademie Freiberg und in den Wirtschaftszweigen der Gewerbegebiete rund um die Stadt.
Da Freiberg zunehmend auch als Tourismusstandort wahrgenommen wird, vermerkt das Geschäft einen großen Anteil Kunden aus Chemnitz und auch Dresden, welche bereits zu guten Stammkunden geworden sind.