18.04.2017
Das Zauberwort heißt Individualisierung
E-Shops treiben die Märkte an. Auch die Online-Portale der Papierbranche starten durch. Kunden benötigen Tools, die den Spagat schaffen zwischen Effektivität, Informationstiefe und Individualisierung, erklärt Bernd Weick von Papyrus Deutschland.
Herr Weick, Sie sind seit vielen Jahren sowohl in der Papier- als auch in der IT-Branche aktiv, wie sahen eigentlich die E-Shops der Anfänge aus?
Weick: Die ersten E-Shops boten meist nur die Möglichkeit, Aufträge zu erfassen. Als Hauptargument für Online-Bestellungen galt, dass Kunden rund um die Uhr Aufträge platzieren konnten. Warte- und Bestellzeiten ließen sich so verkürzen. Die Online-Funktionalitäten waren im Vergleich zu heute eher rudimentär – ein Produktbild, eine kurze Produktbeschreibung, nicht viel mehr. Damals war allerdings auch das Nutzerverhalten nicht so ausgeprägt.
Was muss ein E-Shop heute können?
Weick: Ein E-Shop braucht heute viel mehr als eine reine Bestellfunktion, damit er für Kunden interessant und nützlich ist. E-Shop-Nutzer erwarten etwa einen Produktkatalog, eine Sortimentsübersicht, ein technische Informationen, flexible Zahlungsmöglichkeiten, passende Möglichkeiten der Anbindung an Warenwirtschaftssyteme im B2B-Bereich und, was zukünftig auch immer wichtiger werden wird, eine Chat-Funktion zur schnellen, unkomplizierten Kommunikation. Der Begriff ‚Shop’ wie wir ihn noch gelernt haben, greift da schon gar nicht mehr weit genug.
Welches sind die Anreize für Kunden, E-Shops zu besuchen?
Weick: Dafür gibt es zwei Hauptgründe: Zum einen wollen Kunden eine umfassende Produktinformation, zum anderen möchten sie eine schnelle und unkomplizierte Bestellmöglichkeit nutzen können. Insbesondere im B2C-Bereich ist der Anteil derjenigen, die sich informieren, höher als der Anteil derjenigen, die auch tatsächlich kaufen. Im B2B-Bereich der Papierbranche gilt dies in erster Linie für Kunden, die sich viel mit Papier auseinandersetzen, wie Druckereien und Agenturen. Für Kunden aus dem Bereich Einkauf in Unternehmen ist es wichtiger, schnell auf gewünschte Produkte zugreifen zu können – hier dominiert der Bestellaspekt über den Informationsmehrwert.
Trotz Abweichungen im Kundenverhalten gibt es sicherlich Einflüsse der Consumer-Portale, denen auch B2B-E-Shops Rechnung tragen müssen, oder?
Weick: Ja, absolut. Die Spielregeln und die Dynamiken der großen Consumer-E-Shops bestimmen mehr und mehr auch die B2B-Online-Portale. Dazu gehört es beispielsweise, dass in Zukunft auch B2B-E-Shops attraktiv und reibungslos auf mobilen Endgeräten laufen müssen. Nicht nur in der Papierbranche wird man zukünftig mobil surfen und bestellen wollen. Zurzeit geht der große Trend der B2B-E-Shops, wie zuvor schon kurz erwähnt, hin zur Individualisierung, beispielsweise durch kundenspezifische Produktkataloge, und hin zur Integration. Individualisierung kennen wir aus dem Consumer-Bereich, Integration fokussiert rein auf B2B-Portale.
Individualisierung ist in der gesamten E-Shop-Welt der Megatrend schlechthin. Neueste E-Shop-Systeme ermöglichen heute schon die personalisierte, funktionale und optische Gestaltung von Shop-Oberflächen, ganz auf die Bedürfnisse und Wünsche von Kunden und Kundengruppen zugeschnitten. Extrapoliert man diese Entwicklung, so wird es in Zukunft nicht mehr den einen E-Shop geben, sondern viele individualisierte e-Shops, hinter denen allerdings die Informationstechnologie eines Betreibers steht.
Wie sehen die Möglichkeiten hinsichtlich der Anbindung an Warenwirtschaftssysteme aus?
Weick: Hier werden zwei Möglichkeiten immer beliebter. Zum einen Open Catalog Interface kurz OCI. Der Anwender wird dabei aus seinem Warenwirtschaftssystem über das Internet zu einem externen Shopsystem weitergeleitet. Dabei surft der Kunde im E-Shop und fügt seinem Warenkorb Produkte hinzu. Der Vorteil liegt darin, dass bei Abschluss der Einkauf sofort im eigenen ERP System verbucht wird. Zum anderen ist EDI oder Electronic Data Interchange zu nennen. Darunter versteht man eine komplette Integration, so dass Daten zwischen dem Computer des Kunden und des Lieferanten ausgetauscht werden. Dabei greifen Menschen nur minimal bis gar nicht ein. Der Einkäufer agiert ausschließlich im System seines eigenen Unternehmens. So lassen sich Bestellungen, Auftragsbestätigungen, Lieferscheine, Rechnungen und Gutschriften, also genau genommen die gesamte Interaktion zwischen Kunde und Lieferant, automatisieren. Für welche Möglichkeit der Integration man sich entscheidet hängt nicht zuletzt auch von der Unternehmensgröße und -komplexität ab. Moderne Anbieter von Papier und Papierlösungen wie Papyrus unterstützen Kunden aktiv bei der Anbindung und Integration ihrer Warenwirtschaftssysteme.
Was sind für Sie bei Papyrus die nächsten Schritte in der Weiterentwicklung Ihres E-Shops?
Weick: Ganz oben auf der To-Do- Liste steht bei uns zurzeit das Thema ‚individuelle Zahlungssysteme’. Im Papyrus e-Shop werden Kunden zukünftig nicht mehr nur auf Rechnung bestellen können. Auch die Abrechnung per Kreditkarte oder Online-Bezahlsystemen wie Paypal wird möglich sein. Darin kann man auch eine Reaktion auf das sich verändernde Online-Verhalten im Consumer-Bereich erkennen. Über kurz oder lang erwarten unsere Kunden auch im B2B-E-Shop ein Maximum an Individualität und Flexibilität.
Interessant ist aber auch, dass es Punkte gibt, in denen wir sogar den führenden Consumer-e-Shops lange Zeit voraus waren, beispielsweise bei der Bezahlung per Rechnung. Einer der weltweit führenden Online-Shops bewirbt diese Funktion gerade aktiv.