25.11.2020
Interview mit Jörg Schaefers und Axel Hennemann, Büroring eG
„Fruchtbringendes Miteinander“
Im April trat Axel Hennemann seinen Vorstandsposten bei der Büroring eG in Haan an. Seither führen wieder zwei hauptamtliche Vorstände die Genossenschaft. Wie beide die Kooperation und deren Marketinggruppen durch die Corona-Krise manövrieren, erläutern sie in unserem Interview.
Herr Schaefers, wenn Sie auf die vergangenen Monate schauen, welcher positive Moment ist Ihnen da in Erinnerung geblieben?
Schaefers: Ein besonderes Blitzlicht war der Moment als deutlich wurde, ja, wir haben die Möglichkeit für eine virtuelle Generalversammlung mit unseren Mitgliedern. Das liegt zwar nur wenige Monate zurück, aber die Bereitschaft für virtuelle Veranstaltungen war noch nicht besonders stark ausgeprägt. Und dennoch hat sich unser Team und unser Aufsichtsrat nicht von Begründungen abhalten lassen, sondern gute Wege gesucht – und schließlich auch gefunden!
Die Veranstaltung selbst war wirklich „besonders“, und die vielen positiven Rückmeldungen haben uns in dem Tun bestätigt. Gleichwohl: Wir freuen uns alle darauf, in verantwortlicher Weise wieder persönlich zusammen zu kommen.
Vor einem Jahr haben Sie von einer Umverteilung in den Vertriebskanälen gesprochen, weil sich die Gewohnheiten der Kunden stark verändert haben. Durch die Corona-Krise hat das noch einmal verstärkt – wie sieht heute Ihr Fazit aus?
Schaefers: Eine Erkenntnis heute ist, dass Kunden sehr viel treuer sind, als wir das ursprünglich vermutet haben. Wir sehen, dass Ladengeschäfte mit einem breiten Angebot und außerhalb der menschenvollen Zentren häufig eine gute Entwicklung erreichten. Die Digitalisierung und damit die Nachfrage nach IT-Equipment sind quasi über Nacht auch in Bereiche vorgedrungen, bei denen wir das in der Vor-Corona-Zeit kaum für möglich gehalten hätten. Damit geht ein Bestellverhalten einher, das noch stärker auf den Moment des Bedarfsimpulses konzentriert ist und nicht weit darüber hinausgeht. Damit nehmen die Sendungsgrößen weiter ab, die Zustellquoten an Privathaushalte und der Wunsch seinen 360°-Bedarf zu decken nehmen zu. Wir wollen den Kunden dort adressieren, wo sein Bedarfsimpuls entsteht – und das ist häufig (leider) nicht mehr sein angestammter Büro-Arbeitsplatz.
Zusammen mit Ihrem neuen Vorstandskollegen Axel Hennemann haben Sie den Büroring ab April gemeinsam durch eine schwierige Zeit geführt. Wie ist der aktuelle Stand – kurz vor Geschäftsjahresende – und wie haben die einzelnen Sparten abgeschnitten?
Schaefers: Voller Dankbarkeit blickten wir Anfang dieses Jahres auf die tatkräftige Unterstützung von Herrn Grzanna zurück, der bereitwillig seine Erfahrungen und seine Vorstellungen als Händler auch in die Arbeit als nebenamtlicher Vorstand eingebracht hat. Allen Beteiligten war bewusst, dass ein hauptamtlicher Vorstand erforderlich ist, um den Büroring vernünftig weiter zu entwickeln. Als Axel Hennemann dann im April zu uns gestoßen ist, befanden wir uns inmitten der ersten Lockdown-Phase, hatten keine physischen externen Besucher in unserem Gebäude und haben auch selbst keine Besuche gemacht. Kein guter Rahmen für einen neuen Vertriebsvorstand. Diese Zeit konnten wir aber gut nutzen, um eine gemeinsame Richtung zu finden. Insofern war diese Zeit sehr wohl eine gute Gelegenheit für die ersten gemeinsamen Schritte.
Heute blicken wir auf unterschiedliche Entwicklungen und zum Teil sehr differenzierte Themen. Weiterhin treibt uns der Gedanke, dass wir für unsere Mitglieder gute Lösungen zum Teil auch dadurch bereitstellen können, dass wir mit anderen Kooperationen kooperieren. Wir müssen nicht alles neu erfinden, aber wir wollen das Beste für unsere Mitglieder zusammenstellen. Das funktioniert teilweise erfreulich gut und ist im Laufe der Zeit zu einem sehr belastbaren und fruchtbringenden Miteinander geworden. In anderen Fällen müssen die Rahmenbedingen nach einer gewissen Zeit neu justiert werden. Das ist nicht hinderlich, wie schon gesagt, wir wollen uns nicht mit Begründungen aufhalten, sondern Wege finden.
Herr Hennemann, Sie haben beim Büroring nach neuen Herausforderungen gesucht und sahen sich dann ungewollt einer noch nie dagewesenen Situation konfrontiert. Wie sind Sie damit umgegangen, und welche Ihrer gesteckten Ziele konnten Sie schließlich doch noch in Angriff nehmen?
Hennemann: Der Anfang war wirklich sehr herausfordernd. Ich hatte mir gewünscht, die Mitglieder und die Lieferanten persönlich kennenzulernen. Das habe ich in der Zwischenzeit teilweise nachholen können, aber eben bei weitem nicht so intensiv, wie ich mir das eigentlich gewünscht habe. Die erste Zeit haben wir in Haan gut nutzen können, um über die einzelnen Projekte und zum Teil auch über die Vorkommnisse der Vergangenheit zu sprechen. Ich bin mithinein genommen worden in das Team und die laufenden Entscheidungen. Das wichtigste war sicherlich die Weiterentwicklung der Marketinggruppen, allen voran die Büroprint-Gruppe.
Kürzlich haben wir eine sehr erfolgreiche „Büroprint im Gespräch“ durchgeführt und die wichtigsten Themen der nächsten Monate pointiert vorgestellt. Das war eine sehr konstruktive Runde, die Mut gemacht hat für die nächsten Schritte.
Wie stark sind die einzelnen Marketinggruppen im Büroring, und mit welchen Aktivitäten werden Sie ins nächste Jahr starten?
Hennemann: Unsere Händlergruppen leben davon, dass die Händlerkollegen sich persönlich treffen. Leider ist das zurzeit nicht möglich. Wir versuchen das mit virtuellen Angeboten auszugleichen, wissen aber auch, dass das persönliche Miteinander von einem Bildschirm-Gespräch nicht aufgefangen werden kann.
Insofern freuen wir uns über die zahlreichen Aktivitäten in der OfficeStar-Gruppe und die durchgeführte Veranstaltung in der Büroprint. Mit der Egropa-Gruppe haben wir kürzlich einige Aktivitäten im Bereich Sammelbestellung auf den Weg gebracht und mit der Einrichtungsgruppe BOP sprechen wir über konkrete Maßnahmen in den Bereichen Akustik, Beleuchtung und neue Arbeitswelten.
Die redoffice Gruppe wird sich auch 2021 weiter auf Sortimente und differenzierte Absatzmöglichkeiten fokussieren. Alles in allem werden wir die Händlergruppen weiter stärken, weil wir an den Erfolg gemeinsamer Ziele glauben. Unsere Mitglieder brauchen eigentlich niemanden, der ihnen die Welt erklärt, wünschen sich aber gleichwohl eine zentrale Figur, die für ein persönliches Gespräch greifbar ist und einen Rahmen gibt, um neue Lösungen und Leistungen zu entwickeln. Das wird der Kern unserer Arbeit in dem nächsten Jahr sein.
Der Online-Handel legte im 3. Quartal 2020 mit einem Plus von 13,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu (lt. bevh). Die Onlineshops der stationären Händler laufen dem Markt trotzdem weiter hinterher. Wie gut sind hier die Mitglieder der Büroring eG aufgestellt?
Schaefers: Der Onlineumsatz wächst, und gerade der Anteil online initiierter Bestellungen in einem Sortiment wächst stetig. Gerade der bevh hat ja festgestellt, dass der tägliche Bedarf online gedeckt wird, ob es nun Haus- und Gartenmöbel oder Einrichtungsgegenstände für das Homeoffice sind. Einige unserer Händler adressieren die Privatkunden sehr gezielt über den Onlinekanal, andere sind sehr stark auf die Gewerbekunden fokussiert, deren Arbeitsplätze zuletzt sehr häufig in das private Umfeld verlagert wurden. Genau in diesem Bereich setzt die E-Commerce-Strategie unserer Mitglieder an – und das zum Teil auffallend erfolgreich.
Die diesjährige Generalversammlung musste schließlich online abgehalten werden. Alle Hoffnungen richten sich nun auf die geplante Veranstaltung im nächsten Jahr. Wie schätzen Sie persönlich die Chance ein, dass es Anfang Mai 2021 wieder ein persönliches Treffen mit Mitgliedern und Lieferanten geben wird?
Schaefers: Die Einschätzung schwankt zwischen Hoffen und Bangen. Zurzeit sind wir optimistisch, dass wir im Mai 2021 mit unseren Mitgliedern eine herzliche und perspektivische Post-Corona-Feier erleben werden. Allein die Entscheidungen öffentlicher Stellen, den weiteren Verlauf und den verantwortlichen Umgang mit dem Risiko werden wir heute nicht prognostizieren können. Insofern bereiten wir uns auf die Veranstaltung am Wolfgangsee in bester Weise vor – planen aber bei aller Vorfreude auch eine Alternative für den Fall einer objektiven Unmöglichkeit.
Es ist natürlich schwierig, einen Blick in die Zukunft zu wagen – dennoch werden Sie für das kommenden Jahr planen müssen. Wie sieht Ihre Prognosen aus?
Schaefers: Das nächste Jahr wird nach unserer Erwartung eine etwas abgeschwächte Variante des laufenden Jahres. Ein wirksamer Impfstoff wird voraussichtlich noch nicht für alle Bevölkerungsgruppen zur Verfügung stehen, so dass die ‚über Nacht geschaffenen‘ Prozesse auch im nächsten Jahr bestehen werden – der Gewöhnungseffekt führt sicherlich zu einer gewissen Beständigkeit. Wir werden im nächsten Jahr über die Themenblöcke „Nachhaltigkeit“, „Homeoffice/Homeschooling“ und „digitalisierte Prozesse in der Verwaltung“ sprechen. Aus diesem Grunde planen wir für das nächste Jahr in einer Bandbreite und werden einzelne Projekte von der tatsächlichen Geschäftsentwicklung im Jahresverlauf abhängig machen.
Vielen Dank.