PBS-Markenindustrie 08.11.2024
KI in der PBS-Branche: Chancen, Risiken und neue Märkte
Die Herbstkonferenz der PBS-Markenindustrie in Weimar widmete sich der Zukunft der Branche im Zeichen der KI. Chancen, Herausforderungen und aktuelle Markttrends standen im Mittelpunkt. Ein Appell zur Verantwortung und ein persönlicher Abschied prägten das Event.
Die diesjährige Herbstkonferenz der PBS-Markenindustrie in Weimar rückte das Thema Künstliche Intelligenz (KI) in den Fokus. Angesichts der rasanten Entwicklungen in der KI-Technologie, die längst Einzug in E-Commerce und Kundendatenmanagement gefunden haben, standen Chancen und Herausforderungen für die PBS-Branche im Mittelpunkt. Armin Herdegen eröffnete die Konferenz mit knapp 80 Teilnehmenden mit einem Appell zur Innovationsfreude und Verantwortung: „Die Zukunft lebt von der Vergangenheit und der Gegenwart.“ Damit setzte er den Rahmen für eine Diskussion, die sowohl die Potenziale als auch die Risiken dieser disruptiven Technologie beleuchtete.
Zwischen Angst und Nutzen: Herausforderungen für Handel und Industrie
Zahlreiche Experten, darunter Jan Ditgen, bekannt als „KI-Erklärer“, und Dr. Ing. Oliver Kunert von Grass Merkur, verdeutlichten das Spannungsfeld, in dem KI aktuell steht. Ditgen brachte den Zuhörern mit einer unterhaltsamen Einführung in die „Wunderwelt KI“ nahe, dass Künstliche Intelligenz heute mehr denn je ein leistungsfähiges Werkzeug ist, um repetitive Aufgaben effizienter zu gestalten. Dr. Kunert ergänzte diese Perspektive um die essenziellen Fragen von Datensicherheit und Integrität, die für Unternehmen unverzichtbar sind. „KI ist kein Monster, aber ihre Anwendung bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung,“ betonte er. Dabei ging er auf Bedrohungen und Datenschutzmaßnahmen ein, die Unternehmen ergreifen können, um gegen Cyberangriffe gewappnet zu sein.
Linda Kiss von Durable hob die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz speziell für kleine und mittelständische Unternehmen hervor. In ihrer Analyse schilderte sie, wie KI im E-Commerce zum entscheidenden Erfolgsfaktor werden kann. Personalisierung und automatisiertes Marketing gewinnen als Megatrends zunehmend an Bedeutung, gleichzeitig bleibt der Zugang zu Know-how und Ressourcen eine Herausforderung für kleinere Betriebe. Für Unternehmen im PBS-Sektor bietet KI nicht nur Potenziale zur Kosteneinsparung, sondern ermöglicht auch eine detaillierte Zielgruppenansprache, die gerade im Wettbewerb mit großen Plattformen entscheidend sein kann.
Hans-Peter Pichler, CEO von FiveSquare, betonte in seinem Vortrag „Künstliche Intelligenz: From Hype to Reality“, dass KI kein vorübergehender Trend sei, sondern ein vielseitiges Werkzeug, das Unternehmen nutzen können, um Effizienz zu steigern und repetitive Aufgaben zu automatisieren. Pichler stellte konkrete Anwendungsfälle vor, darunter Wissensmanagement, Vertriebsdokumentation und die Erstellung von Ausschreibungen. Der aus Linz stammende Österreicher ermutigte die Teilnehmer, KI als Instrument zur Produktivitätssteigerung zu betrachten und identifizierte Bereiche, in denen repetitive Arbeiten durch KI optimiert werden können.
Marktentwicklung: Umsätze unter Druck, Konsumenten verunsichert
Neben den Chancen der KI zeichnete die Konferenz auch ein realistisches Bild der wirtschaftlichen Lage. Die Branchenzahlen der PBS-Markenindustrie zeigen eine herausfordernde Umsatzentwicklung: Der Gesamtmarkt in Deutschland verzeichnete im Zeitraum Januar bis September 2024 einen Rückgang von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, während Europa mit einem leichten Plus von 0,2 Prozent weitgehend stabil blieb. Die Segmente Papier (-3,1 Prozent in Deutschland, -0,7 Prozent in Europa) und Bürobedarf (-4,8 Prozent in Deutschland, -0,6 Prozent in Europa) sind rückläufig, während der Bereich Schreiben in Europa mit einem Wachstum von 3,9 Prozent zulegen konnte (plus ein Prozent in Deutschland).
Marktentwicklung: Herausforderungen und Chancen im PBS-Markt
Die Verbraucherstimmung zeigt sich ebenfalls verhalten. Die GfK-Analysen weisen auf eine steigende Sparneigung hin, bedingt durch reale Einkommensverluste und wachsende Inflationsängste. Ein wachsendes Misstrauen gegenüber der technologischen Zukunft, insbesondere im Hinblick auf KI und die damit verbundene Polarisierung der Gesellschaft, beschäftigt 70 Prozent der Deutschen, wie Jonathan Clarke von der GfK berichtete. Auch das ifo Geschäftsklima verzeichnete im September einen Rückgang, was die gemischten wirtschaftlichen Erwartungen für die nächsten sechs Monate verdeutlicht.
Die aktuelle Umsatzlage der PBS-Branche zeigt allerdings eine bemerkenswerte Diskrepanz zwischen den Verkaufszahlen im Handel (Sell-in) und dem tatsächlichen Abverkauf an die Endverbraucher (Sell-out). Während der Umsatz im Handel das Vor-Corona-Niveau nahezu erreicht hat, mit einem Anstieg von 1 Prozent (+ 8,3 Millionen Euro) auf 963,4 Millionen Euro im Zeitraum Januar bis September 2024, gibt es innerhalb der Segmente deutliche Unterschiede. Die positive Entwicklung konzentriert sich auf den Fachhandel und den Non-Food-Handel, die stärker auf PBS-Produkte spezialisiert sind, während der Lebensmitteleinzelhandel – nach den pandemiebedingten Spitzen – deutliche Verluste verzeichnet.
Ein Blick auf die einzelnen Produktkategorien zeigt ebenfalls eine Zweiteilung: Während fast alle Kategorien leichte Zuwächse verzeichnen, bleibt die Nachfrage bei Office-Organisation und Klebeprodukten unter den Erwartungen. Besonders im Bereich „Schreiben“ zeigt sich eine stabile Nachfrage, die den Fachhandel stärkt, der von der Wiederbelebung des traditionellen „Back-to-School“-Geschäfts profitiert. In den Monaten Juni bis September stieg der Umsatz in diesem Segment um zwei Prozent auf 478,4 Millionen Euro.
Ein weiterer signifikanter Trend ist der Anstieg der Online-Verkäufe. Von Januar 2023 bis September 2024 legten die Umsätze im E-Commerce quer durch alle Produktkategorien zu, wobei die traditionellen Handelsprodukte wie Bleistifte und Buntstifte die einzige Ausnahme bilden. Diese Segmente, die stark im stationären Handel verwurzelt sind, erfuhren hier keine signifikante Verschiebung in den Online-Bereich. Insgesamt verdeutlichen diese Zahlen, dass der Handel von einer positiven Sell-in-Entwicklung profitiert, jedoch die Nachfrage auf Verbraucherebene in einigen Bereichen nach wie vor zurückhaltend ist – ein Zeichen für anhaltende Sparneigung und die Unsicherheiten des Konsumklimas.
Produkte des Jahres: Erfolg für Lamy und Trodat
Die Auszeichnung der Produkte des Jahres wurde mit Spannung erwartet. In der Kategorie B2B überzeugte der „Lamy safari note +“, ein ergonomisches Schreibgerät für digitale Notizen auf dem iPad, das durch Design und Funktionalität hervorstach. Die Kategorie B2C dominierte Trodat mit dem „Creative Mini Böse Sprüche“, einem Stempel, der mit humorvollen Sprüchen wie „Bla-Bla-Bla“ und „Heul doch“ die Teilnehmer zum Schmunzeln brachte.
Abschied und Neuanfang: Armin Herdegen verlässt die PBS-Branche
Zum Abschluss der Veranstaltung verkündete Armin Herdegen seinen Rückzug aus der PBS-Branche. Nach einer langjährigen und erfolgreichen Karriere widmet sich Herdegen neuen Aufgaben im mittelständischen Bereich der Augenoptik. Als Vorstandsmitglied rückt Frank Indenkämpen (Geschäftsführer Novus Dahle) nach. Volker Jungeblut übernimmt interimsmäßig die Rolle des Verbandssprechers. In seiner Abschiedsrede bedankte sich Armin Herdegen für die Unterstützung und betonte die Wichtigkeit des Zusammenhalts zwischen Handel und Industrie, insbesondere angesichts der regulatorischen Herausforderungen, denen die Branche zunehmend ausgesetzt ist.
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