Umfrage 30.03.2020
90 Prozent der Unternehmen haben noch kein Geld gesehen!
Die Reisebranche gehört mit zu der am stärksten betroffene Branche. Während in der PBS-Branche einige Unternehmen mit ihrem Online-Shop die Kunden teilweise noch beliefern können, ist den Reisebüros schlagartig der komplette Umsatz weggebrochen. Auch hier wurde schnelle Hilfe versprochen. Der Deutsche Reiseverband (DRV) hat dazu seine Mitgliedsunternehmen befragt.
Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage des Deutschen Reiseverbandes (DRV) unter seinen Mitgliedsunternehmen sind besorgniserregend. Unter dem Titel „Weg aus der Krise“ hat der Verband der Reisewirtschaft seine Mitglieder befragt, was von den bereits umgesetzten Maßnahmen der Bundesregierung bei ihnen greift. „90 Prozent der Unternehmen – Reisebüros wie Reiseveranstalter – haben bisher noch kein Geld gesehen“, sagt DRV-Präsident Norbert Fiebig. „Und das in dem Wissen, dass sie ohne schnelle und unbürokratische Liquiditätshilfen bald am Ende sind.“ Insgesamt haben an der Umfrage vom 24. bis 26. März fast 700 Unternehmen teilgenommen.
Die weltweite Corona-Krise hat zu Stornierungen fast aller geplanten Reisen in den nächsten Wochen bzw. Monaten geführt. Den Reisebüros drohen dadurch Provisionsbuchungen. „Wir brauchen dringend Unterstützung, um den Liquiditätsabfluss in der Branche zu stoppen. Ansonsten werden viele Unternehmen nicht durch diese Krise kommen. Unsere große Herausforderung ist der Faktor Zeit“, erklärt Norbert Fiebig. „Die Bundesregierung muss dringend Maßnahmen für mittelständische Unternehmen bewilligen“, fordert DRV-Präsident. „Gerade für die Unternehmen, die zwischen zehn und 250 Mitarbeiter beschäftigen, fallen im Moment durchs Raster. Diese Förderlücke muss schnellstmöglich geschlossen werden.“ Ein Großteil der Unternehmen in der Reisewirtschaft fällt genau in diese Größenordnung.
In der Schreibwarenbranche, der größte Teil der Ladengeschäfte ist derzeit ebenfalls geschlossen, ist die Lage keinesfalls besser. Die Kredite der KfW-Bank die über die Hausbanken ausbezahlt werden sollen, kommen nicht bei den kleinen Unternehmen an. Die Banken scheuen nach wie vor das Risiko in Höhe von 10 Prozent, langen aber bei den Zinsen mit 1 bis 2,12 Prozent noch kräftig hin. Die KfW-Bank trägt 90 Prozent des Kreditausfallrisikos und nimmt dafür keine Zinsen. Unverständlich, warum die Banken gerade jetzt in der Krise noch mitverdienen sollen. Zinslose Kredite werden beihilferechtlich als problematisch angesehen.
“Bei den Corona-Hilfskrediten sehen die Programme weiterhin eine Haftung der Kreditinstitute und Hausbanken vor Ort von 10 bis 20 Prozent vor”, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer bereits vor einer Woche. Angesichts der völligen Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Krise könne aber kein gewerbliches Unternehmen verlässliche Planungen vorlegen – dann aber dürften die Banken keinen Kredit geben. “Aus dieser Falle kommen wir nur durch eine temporäre 100-Prozent-Haftung des Staates heraus.” Andernfalls, befürchtet der DIHK-Präsident, würden am Ende zwar glücklicherweise Solo-Selbständige und Kleinstunternehmen über Zuschüsse Hilfen erhalten und wenige große Unternehmen könnten durch eine staatliche Beteiligung gerettet werden. “Zentrale Bereiche der deutschen Wirtschaft – vom normalen kleinen und mittleren Betrieb bis hin zum großen Familienunternehmen würde aber eine Pleitewelle drohen.”
Die Kleinstunternehmen erhalten eine Soforthilfe der Bundesländer – die allerdings ganz unterschiedlich ausfällt. In Hessen beispielsweise wird einmalig ein nicht rückzahlbarer Zuschuss gewährt. Die Soforthilfe ist als Festbetrag gestaffelt nach der Zahl der Erwerbstätigen und beträgt inklusive der Bundesförderung für drei Monate: bis zu fünf Beschäftigte: 10.000 Euro, bis zu zehn Beschäftigte: 20.000 Euro und bis zu 50 Beschäftigte: 30.000 Euro. In Sachsen erhalten kleine Unternehmen ein Soforthilfe-Darlehen mit einer Zehnjährigen Laufzeit zwischen 50.000 und 100.000 Euro. Die ersten drei Jahre bleiben tilgungsfrei. Hervorzuheben ist hierbei: die Kredite werden nicht über die Hausbank abgewickelt. In Bayern bekommen Unternehmer bis zu 30.000 Euro als Zuschuss ohne Rückzahlungspflicht.
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