GfK-Studie 22.05.2018
Stationärer Einzelhandel in Europa wächst in 2018 um 2,1 Prozent
Die GfK erwartet in diesem Jahr für den stationären Einzelhandel ein nominales Umsatzwachstum von 2,1 Prozent in den 28 EU-Staaten. Die Entwicklung der einzelnen Länder ist allerdings sehr unterschiedlich. Während für Länder wie Frankreich, Spanien und Ungarn ein reales Umsatzwachstum übrigbleiben wird, schmilzt das Plus in Ländern mit niedriger Wachstumsrate aufgrund der insgesamt leicht anziehenden Inflation. Dies sind einige der Ergebnisse, die GfK heute in einer neuen, kostenfreien Studie zum Einzelhandel Europa im Jahr 2018 veröffentlicht.
Der europäische Wirtschaftsraum steht durch den Brexit und wirtschaftliche wie politische Herausforderungen in vielen Teilmärkten vor großen Veränderungen. Auch die angespannten Handelsbeziehungen zu den USA lassen Sorgen um den Export als wichtigen Wirtschaftsmotor aufkommen. Vor diesem Hintergrund hat der Bereich Geomarketing von GfK wie in den Vorjahren Schlüsselindikatoren des europäischen Einzelhandels untersucht. Die kostenfrei herunterladbare Studie „Einzelhandel Europa“ bietet mit Trendanalysen für 32 europäische Länder und einer Umsatzprognose für 2018 eine wichtige Orientierungshilfe für Einzelhändler, Investoren und Projektentwickler.
Studienleiter und GfK-Einzelhandelsexperte Dr. Johannes Schamel zieht ein positives Fazit aus den neuen Analysen: „Im Jahr 2017 konnten alle europäischen Länder von einem Wirtschaftswachstum profitieren. Für 2018 rechnen wir damit, dass der stationäre Handel in Europa insgesamt einen Aufschwung erlebt, auch wenn sich in einigen Ländern Umsatzwachstum und Preissteigerungen die Waage halten werden.“
Wichtigste Ergebnisse im Überblick
Kaufkraft: Im Jahr 2017 standen jedem Bürger der EU-28 Staaten im Schnitt 16.436 Euro an Kaufkraft zur Verfügung. Dies entspricht einem nominalen Zuwachs von 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Innerhalb der EU verzeichnete nur Großbritannien (–1,5 Prozent) einen Kaufkraft-Rückgang, der unter anderem auf die Abwertung des britischen Pfunds zurückzuführen ist. Ansonsten setzte sich die Entwicklung der vergangenen Jahre mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten vor allem in den Ländern Zentral- und Osteuropas fort.
Umsatzprognose 2018: Das Nachfragewachstum im vergangenen Jahr konnte Marktanteilsverluste des stationären Einzelhandels gegenüber dem Onlinehandel kompensieren. Entsprechend erwartet GfK für 2018 ein nominales Umsatzwachstum von +2,1 Prozent in den 28 EU-Staaten. Das liegt jedoch nur geringfügig über dem prognostizierten Anstieg der Inflationsrate, sodass real nur mit einem leicht wachsenden Einzelhandelsumsatz in Europa gerechnet wird. Dank weiter steigender Einkommen liegen die osteuropäischen Wachstums-Spitzenreiter der vergangenen Jahre auch im laufenden Jahr wieder vorn. So erwartet GfK für Bulgarien (+5,3 Prozent), Ungarn (+6,0 Prozent), Tschechien (+6,5 Prozent) und Rumänien (+7,5 Prozent) kräftige Zuwachsraten.
Inflation: Mit einer Inflationsrate von 1,7 Prozent näherten sich die 28 EU-Staaten im Jahr 2017 wieder der von der EZB ausgerufenen Zielmarke von +2 Prozent für die Verbraucherpreisentwicklung. Auch in vielen osteuropäischen Staaten, die in den Jahren zuvor mit Deflation kämpften, mussten Verbraucher für die gleichen Güter wieder tiefer in die Tasche greifen. Da die EZB angekündigt hat, den Leitzins bis 2019 unangetastet zu lassen, kann der Einzelhandel für das Jahr 2018 mit einer ähnlichen Entwicklung wie im Jahr 2017 rechnen. Die EU-weite Teuerungsrate dürfte bei 1,9 Prozent liegen. Dies gilt allerdings nur unter Annahme eines nicht eskalierenden Handelsstreits zwischen der EU und den Vereinigten Staaten.
Verkaufsflächenausstattung: Innerhalb der betrachteten europäischen Länder war im vergangenen Jahr ein weiterer Zuwachs der absoluten Verkaufsfläche zu beobachten. Einzige Ausnahme waren die Niederlande mit -0,4 Prozent. Bei der Pro-Kopf-Betrachtung ergibt sich aber ein anderes Bild: In der Hälfte der betrachteten Länder blieb die Verkaufsfläche pro Kopf konstant oder sank sogar leicht. Die Spannbreite der Pro-Kopf-Werte ist beträchtlich. So steht Einwohnern in den Beneluxstaaten (1,48 -1,64m²) mehr als doppelt so viel Verkaufsfläche zur Verfügung als etwa den Einwohnern Rumäniens (0,72m²).
Flächenproduktivität: Analog zur Verkaufsflächenausstattung pro Kopf ergibt sich bei der Entwicklung der Flächenleistung ein gemischtes Bild in Europa. So sank sie in Schweden um -1,5 Prozent auf 6.000 Euro/m², was aber immer noch ein hohes Niveau darstellt. Ein rückläufiger Umsatz pro Fläche war 2017 auch für Belgien zu beobachten. Hier fiel das Minus mit -1,1 Prozent jedoch nicht ganz so groß aus. Eine restriktive Planung mit protektionistischen Tendenzen bremste in Ungarn die Expansion internationaler Einzelhandelsunternehmen. Folglich fanden großflächige Neuentwicklungen nur in begrenztem Maße statt. Die kräftig wachsenden Einzelhandelsumsätze befeuern damit die Flächenproduktivität, die im vergangenem Jahr um +6,9 Prozent auf 2.997 Euro/m² stieg. Auch in anderen osteuropäischen Staaten konnten steigende Mietniveaus in angespannten Gewerbeimmobilienmärkten durch einen dynamischen Zuwachs der Flächenleistungen zum Teil kompensiert werden.
Zur Studie
Für insgesamt 32 europäische Länder analysiert GfK folgende Kennziffern: GfK Kaufkraft, Einzelhandelsumsatz sowie Einzelhandelsanteil an den Gesamtausgaben der Bevölkerung. Darüber hinaus prognostiziert GfK den Einzelhandelsumsatz im Jahr 2018 und interpretiert die Situation im Fashionhandel, der nicht nur durch den eCommerce unter Druck steht. Ebenfalls betrachtet wird die Entwicklung der Verbraucherpreise. Die Studie untersucht außerdem die Verkaufsflächenausstattung und Flächenproduktivität der europäischen Länder und befasst sich in einem vierseitigen Länderspezial mit den Auswirkungen geänderter Sonntagsöffnungszeiten auf den Einzelhandel in Ungarn. Die Berechnungen von GfK zu Umsätzen und Kaufkraft erfolgten alle in Euro. Den Werten liegt die Wechselkursprognose der Europäischen Kommission zum 09.11.2017 zugrunde. Der Redaktionsschluss war April 2018.
Die Studie ist als 24-seitiges PDF auf Deutsch kostenlos erhältlich beziehungsweise auf Englisch erhältlich.